Judith in der Sahara

Judith in der Sahara

 

Es erreichten uns in diesem Winter Grüße aus der Westsahara. Das Sternenlicht Judith Wendler nahm dort beim Morokko Swim Trek teil. Seht hier Judith´s Schwimmtagebuch.

 

Hallo Ihr Lieben! Das sind die Ergebnisse von mir, meinem Kumpel Michael und von Faris Al Sultan. Michael hat den mal eben abgezogen, obwohl der Faris mit Neo geschwommen ist. Michael ist echt ne coole Sau!

Ich bin von, ich glaube, insgesamt 54 Frauen, 13. geworden, wenn ich mich nicht verzählt habe. Fünf Frauen, die ohne Neo geschwommen sind, waren schneller als ich. Die Zeiten sind alle ziemlich langsam. Michael hat sie mit dem letzten Jahr verglichen und sagt, dass die Zeiten circa 15-20 Minuten langsamer sind. Hat wohl irgendwie mit der Tide hier zu tun. Fühlte sich auf jeden Fall gar nicht so langsam an.

Es hat jedenfalls Spaß gemacht und jetzt liege ich am Strand und warte auf den Sonnenuntergang und freu mich dann aufs Abendessen.

Morgen schwimmen wir 8,5 km und schlafen dann im Wüstencamp im Zelt. Ich weiß nicht, ob ich dort Empfang habe, wahrscheinlich aber ja. Dann melde ich mich morgen noch mal, sonst übermorgen, nach den 10 km.

 

Tag 2

Dakhla Tag zwei

Manchmal frage ich mich, welcher Teufel mich bei meinen Entscheidungen so reitet…

Jedenfalls hatte ich mich gestern Abend dafür entschieden, heute einen Schwimm-Bikini zu tragen, um mal etwas Sonne auf meinen bleichen Körper zu lassen. An sich eine super Idee, allerdings taugte der von mir ausgewählte Zweiteiler höchstens für einen Pamela Anderson Contest oder für schlechte Schwimm-Pornographie, aber nicht für 8,5 km Schwimmen. Gleich dazu mehr, denn anfangs hatte ich überhaupt keine Zeit, um mir über meine Badebekleidung Gedanken zu machen.

Mit der für dieses Event typischen sehr deutlichen Verspätung ging es morgens los, mit Booten zur Dracheninsel, wo wir gestern ins Ziel kamen und heute starteten. Das hat ewig gedauert, bis alle da waren. Ärgerlicher Weise fand dann der Start statt, als die führende Brasilianerin noch gar nicht startklar war, da sie mit dem letzten Boot gekommen war, wie sie mir vorhin erzählte. Besonders ärgerlich, weil die Chefin Edith, die das Rennen startete, es angeblich mitbekommen hatte. Kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen, aber wer weiß.

Mit einem der letzten Boote kam auch endlich Sebastien, einer der beiden Männer, mit denen ich gestern geschwommen bin und fragte, ob wir wieder zusammen schwimmen wollen. Er hatte nichts dagegen und wir suchten Jaques, der gestern lange vor ihm geschwommen ist. Jaques ist ein in Frankreich sehr bekannter Freiwasserschwimmer und sehr nett. Zu dritt begaben wir uns an den Start und dann war es von Anfang an ein Kampf!

Es war, wie im letzten Jahr am zweiten Tag, ziemlich wellig und windig. Die Wellen waren nicht ganz so hoch wie letztes Jahr, aber es hat gereicht.

Ich musste die ganze Zeit kämpfen, um an Jaques und Sebastien dranzubleiben, was mir aber leider nicht gut gelang. Ein paar wenige Male konnte ich noch mal aufschließen, nur um den Kontakt gleich wieder zu verlieren.

Ich kämpfte noch eine ganze Weile weiter, um wenigstens in Sichtweite zu bleiben, um mich zumindest nicht um die wegen der Wellen sehr schwierige Orientierung kümmern zu müssen. Aber nach ca. 2 oder 2,5 km war Schluss und die beiden weg. Vermutlich hat mich das viel Kraft gekostet, deren Einsatz sich nicht bezahlt gemacht hat. Naja, den Versuch war es wert, finde ich, nachdem ich gestern problemlos mit den beiden ins Ziel schwimmen konnte.

Als ich dann alleine war, ging das Elend erst richtig los und ich verlor massiv an Tempo. Die Orientierung musste ich jetzt selbst übernehmen und ich fand niemand anderen, mit dem/der ich hätte schwimmen können.

Leute, und der Bikini!!! Ein Alptraum! Das Oberteil ist mit viel zu knapp und alles fiel ständig an den Seiten heraus. Das hätte mir ja komplett egal sein, weil ich schließlich in einer riesigen Lagune in der Westsahara unterwegs war und nicht im Rüttenscheider Schwimmzentrum. Trotzdem nervte es mich kolossal und ich war die restlichen ca. 5 km damit beschäftigt, am Bikini-Oberteil herumzuzuppeln, was überhaupt nichts brachte, den Sekunden später fiel wieder alles heraus.☹️

Ich fragte mich die ganze Zeit vier Dinge:

  1. war dieses Problem eigentlich auch aufgetreten, als ich den noch ganz neuen Bikini zum bisher einzigen Mal tatsächlich im Rüttenscheider Schwimmzentrum getragen hatte und habe ich mich da, ohne es zu merken, zum Gespött der Mitschwimmer gemacht?
  2. Werden die wieder im Zielbereich einen Fotografen haben, der im und unter Wasser fotografiert und wie kriege ich es hin, dort dann alles verpackt zu haben, bzw. ihn sofort zum Löschen kompromittierer Aufnahmen zu bewegen?
  3. Wie konnte es kommen, dass ich meine Körpermaße so völlig falsch eingeschätzte und den Bikini nicht sofort zurückschickte, obwohl mir wohl bewusst war, dass er „etwas knapp“ für mich ist?
  4. Wie wird der Bikini sitzen, den ich für morgen mitgenommen habe? Denn einen Badeanzug habe ich leider nicht eingepackt.🙃

Den Rest der heutigen Etappe kann ich kurz zusammenfassen: Sehr wellig bis ca. Kilometer 6, dann deutlich ruhiger. Einsam. Langsam. Nach 3:27 h endlich im Ziel.

Micha hat wieder gewonnen, in 2:14,44 ganz knapp vor Faris (er ja aber im Neo), der 2:15,21 brauchte und später sagte, dass er es auch hart fand.

Jaques und Sebastien haben 2:49 h gebraucht, also schlappe 45 Minuten weniger als ich.🙃

Ich telefonierte gerade mit dem Trainer. Ich werde morgen trotzdem noch mal versuchen, mit den beiden zu schwimmen. Nach ca. 500 m werde ich die Entscheidung treffen, ob das klappen kann und mir, wenn das nicht der Fall ist, versuchen andere Mitschwimmer zu suchen.

Mit dem Trainer besprach ich auch die Frage, ob es Sinn macht, sich einer neuen Herausforderung des MST zu stellen: Morgen vor dem Start muss man nämlich ansagen, ob man die üblichen 10 Kilometer schwimmt oder 13 Kilometer. Wenn man letzteres ansagt, darf man aber für die 10 Kilometer maximal 3:30 h brauchen. Braucht man länger, ist man raus aus der Tageswertung und damit dann natürlich auch aus der Gesamtwertung. Klares Nein vom Trainer. War auch meine Entscheidung. Gut, wenn man sich einig ist.🙃

Den Abend und die Nacht verbringen wir heute ja im Wüsten-Camp. Hier ist eine schöne, fröhliche Stimmung mit Lagerfeuer, DJ und Tanz.🔥

MST Tag 3

Gibt es den perfekten Schwimmtag? Vermutlich. Ich glaube, dass ich ihn noch nicht erlebt habe, sondern dass er noch vor mir liegt und ich mich also noch darauf freuen kann, aber ich habe schon Schwimmtage erlebt, die dem perfekten Tag ziemlich nahekommen, z.B. mein erstes Hiddensee-Rügen Schwimmen, das Zürichsee Schwimmen, das 24h Schwimmen, bei dem ich 42 km schaffte und auch heute war so ein Tag.

Nach einem sehr schönen Abend in der Wüste und einer Nacht im Zelt, in der ich gut schlafen konnte, standen heute die 10, bzw. 13 Kilometer auf dem Programm. Faris Al-Sultan hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan, weil er sich sein Nachtlager neben einem Hardcore-Schnarcher gewählt hatte. Ich konnte trotz der Schnarcherei rundherum immer wieder gut einschlafen, wenn ich mal wach war. Faris hat sich wohl mitten in der Nacht nach draußen verpieselt in der Hoffnung, dort Schlaf zu finden, aber da lag wohl schon einer und der habe auch geschnarcht. Beim gemeinsamen Zähneputzen stellte ich fest, dass also heute die wohl einmalige Chance besteht, den unausgeschlafenen ehemaligen Ironman Weltmeister zu schlagen. 🙃 Er gab zurück, dass er mir nichts schenken werde, woraufhin ich sagte, dass ich auch nichts geschenkt haben möchte.

Der Start erfolgte heute sogar einigermaßen pünktlich und dankenswerterweise mussten wir nicht, wie im letzten Jahr, von der weißen Düne aus, wo der Start war, ins Wasser rennen, sondern konnten aus dem Wasser heraus starten.

Wie gestern hielt ich mich bei Sebastien und Jaques auf, die sich verabredet hatten, wieder gemeinsam zu schwimmen.

Die Bedingungen sollten laut Micha und Sebastien super sein, mit Wind und Wellen von hinten. Sebastien war vom Start weg schnell sehr unterwegs, er hatte ja auch vorher angekündigt, dass er Gas geben wolle, weil dies seine Lieblingsetappe sei. Ich hielt mich an Jaques Füße, bemerkte aber gleich, dass das auch heute grenzwertig sein dürfte. Wenn ich direkt an seinen Füßen schwamm, ging es, aber das war wegen der ziemlich hohen Wellen nicht so einfach. Schon kurz vor Kilometer 2 musste ich wieder heftig kämpfen und verlor trotzdem den Kontakt zu Jaques und beschloss daher, ihn ziehen zu lassen. Sofort war ich zwar deutlich langsamer, aber auch glücklicher, denn es ist einfach viel schöner, frei für sich selbst zu schwimmen.

Bei km 2 wartete er dann aber noch mal und fragte nach Sebastien. Ich sagte ihm, dass der meiner Meinung nach vor ihm schwamm. Ich versuchte, noch einmal an seinen Füßen zu bleiben, aber das ging jetzt überhaupt nicht, weil Jaques Gas gab, weil er zu Sebastien aufschließen wollte. (Das klappte bei km 4, wie sie mir am Abend erzählten, und dann sind die den Rest gemeinsam geschwommen.) Ich hingegen schwamm dann lange allein und war ganz zufrieden.

Die Bedingungen waren super. Es waren angenehme, eher große, ruhige und gleichmäßige Wellen, die vor allem auf den ersten 5 Kilometern oft tendenziell von hinten kamen. An Sandbänken wiederum brachen sie ganz anders und waren dann deutlich höher und rollten manchmal herrlich über mich hinweg. Beim Atmen nach links sah ich die Wellen in der Sonne glitzern, beim Atmen nach rechts sah ich die schöne, karge Küste, in deren Nähe wir heute die ganze Zeit schwammen.

Bei km 5 sah ich, dass ich, wahrscheinlich auch wegen der Strömung, sehr gut in derZeit lag: 1:34 h dort. Ich ärgerte mich einen Moment lang, dass ich mich nicht doch für die 13 Kilometer angemeldet hatte, weil ich zu diesem Zeitpunkt sicher war, die 10 km in unter 3:30 h zu schwimmen. Weit gefehlt! 🙃

Gegen Ende schwammen einige Schwimmer zu mir auf und auf den letzten ca. 3 Kilometern schwamm ich zwischen einem Mann und einer Frau. Also nebeneinander, nicht hintereinander. Die Orientierung klappte für mich bei den Wellen sehr gut, weil ich die nächste Boje oft sehen konnte, wenn ich auf einem Wellenkamm „ritt“.

Im Ziel war ich dann nach 3:39 h. Gut also, dass ich mich gegen die13 km entschieden hatte, sonst wäre ich aus der Wertung herausgefallen! Mit dieser Zeit konnte ich heute nur Siebte von 15 Frauen ohne Neo werden und 19. von 47 Frauen insgesamt. Damit bin ich natürlich nicht zufrieden, mit diesem ansonsten aber beinahe perfekten Schwimmtag dafür aber um so mehr!

MST – Tag 4

Am Samstag fand die letzte der vier Etappen des Morocco Swim Treks statt. Nur 5 km, direkt vom Strand des Hotels aus, eine Runde in der Bucht. Wie schon in den letzten Tagen hatte ich direkt nach dem Aufstehen nicht soo große Lust, war aber zuversichtlich, dass sich das noch ändern würde bis zum Start. Erst mal war aber Warten angesagt, denn es war sehr neblig, als wir zum Frühstück gingen und dabei ganz windstill.

Ich weiß nicht mehr, wie lange es dauerte, aber dann ging alles ganz schnell. Per Whatsapp kam die Nachricht, dass in 20 Minuten der Start ist. Für mich war das kein Problem, da ich ja ohne Neo schwimme, aber für diejenigen, die mit Neo schwammen, war das ganz schön hektisch.

Erneut entschied ich mich für den Versuch, mit Jaques und Sebastien mitzuschwimmen, was ja am ersten Tag total gut, aber an den beiden folgenden Tagen so gar nicht funktioniert hatte. Zu Beginn war ich an Jaques Füßen, aber kurz danach trafen wir auf Sebastien und schwammen dann in der gewohnten Reihenfolge. Erst Jaques, dann Sebastien und dann ich. Ich merkte sofort, dass es heute wieder gut passte und fragte mich, woran es gelegen hat, dass ich an den beiden Tagen zuvor keine Chance hatte, mit ihnen mitzuschwimmen. Ich vermute, dass es mit dem teilweisen starken Wellengang zu tun hatte.

Bei diesem letzten Schwimmen war es aber ganz problemlos. Ich merkte, dass noch jemand mit uns schwamm, der in meinem Wasserschatten blieb. Im Ziel erfuhr ich, dass es Peter war. Das ist ein 64-jähriger, topfitter Schwimmer aus Hamburg, der aber mit den Münchnern da war, die er vom Alpen Openwater Cup kennt. Im Ziel hörte ich auch, dass hinter Peter noch Martin aus der Schweiz schwamm, der in den Tagen zuvor, glaube ich, deutlich schneller war als ich.

Am Ende zog Jaques das Tempo deutlich an, aber ich konnte gut mithalten. Peter und Martin nicht, die ließen abreißen und kamen am Ende kurz nach uns ins Ziel.

Die Strecke war zu kurz, meine Uhr zeigte nur 4,6 km an, für die ich 1:20 h brauchte und damit war ich Fünfte bei den Frauen ohne Neoprenanzug. Das war meine beste Platzierung in diesem Jahr. Von insgesamt 53 Frauen, die an diesem Tag das Ziel erreichten (also mit und ohne Neo), wurde ich 13.

Gewonnen hat den vierten Tag Faris in 1:02.

44 Frauen haben alle vier Schwimmen geschafft. Davon wurde ich 17. In der Wertung Frauen ohne Neo landete ich am Ende auf dem 7. von 15 Plätzen, mit deutlichem Abstand zur 6. Frau. Die Gesamtgewinnern kommt aus Brasilien, schwamm auch ohne Neo und brauchte für alle vier Schwimmen 8:04 h. Ich habe 10:35 gebraucht, 20 Minuten mehr als letztes Jahr.

Michael gewann die Gesamtwertung bei den Männern und brauchte 7:23 h. Zweiter wurde Faris mit 7:29 h.

Am Abend war dann noch die Siegerehrung und ein bisschen Party.

Für mich waren es wieder schöne Tage mitten im Nirgendwo (sorry, liebe Sahauris), mit einem Haufen netter Schwimm-Freaks. Danke an das Team, dass dieses tolle Event möglich macht! Vielleicht 2024, vielleicht aber auch erst später.

Und danke euch fürs Mitfiebern!

Vielen, vielen Dank Judith für diesen tollen Bericht aus Marokko. Du bist sicher für viele im Verein ein gutes Vorbild was das Schwimmen angeht. Und wer nun Lust bekommen hat, das Starlight Team näher kennen zu lernen, dann meldet Euch bei uns. Schreibt eine Mail an kontakt@starlight-team-essen.de Dann besteht ganz sicher auch die Chance mal mit Judith zu schwimmen.

#cometostarlight